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FC-DurchstarterHuseinbasic trägt Rückrunden-Ziel auf dem Arm – so denkt er über DFB-Zukunft

Denis Huseinbasic jubelt für den 1. FC Köln gegen den FC Augsburg.

Denis Huseinbasic, hier nach seinem Tor gegen Augsburg am 16. Oktober 2022, gab den Fans des 1. FC Köln in den vergangenen Monaten viel Grund zu jubeln.

Im EXPRESS.de-Interview spricht Denis Huseinbasic über seine ersten Monate beim 1. FC Köln, seinen Aufstieg aus der Regionalliga in die Bundesliga und sein Nationalmannschafts-Debüt.

von Martin Zenge (mze)

Vom Regionalliga-Talent zum Bundesliga- und Europapokal-Torschützen im Eiltempo: Denis Huseinbasic (21), für 50.000 Euro von den Kickers Offenbach zum 1. FC Köln gewechselt, gehört zu den größten Überraschungen der Saison.

Im EXPRESS.de-Interview spricht der FC-Durchstarter über seinen steilen Aufstieg, seine Zukunft in der Nationalmannschaft – und erklärt, warum er sein Motto für die zweite Saisonhälfte auf dem Arm trägt...

Denis Huseinbasic: „Leistung nicht nur bestätigen, sondern verbessern“

Denis Huseinbasic, haben Sie sich im Urlaub die Zeit genommen, Ihre ersten Bundesliga-Monate mal Revue passieren zu lassen? Denis Huseinbasic: Nein, eigentlich nicht. Ich wollte einfach abschalten, an nichts denken und bin sogar ein bisschen braun geworden (schmunzelt). Generell bin ich kein Typ, der zurückdenkt. Meine Einstellung ist: Weiter Fußball spielen und performen.

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Nach Ihrem Wechsel aus der Regionalliga zum FC sind Ihnen drei Tore und zwei Vorlagen in den ersten 14 Profi-Spielen gelungen. Sind Sie von Ihrer eigenen Leistung überrascht? Huseinbasic: Schon in der Vorbereitung habe ich gesagt, dass ich weiß, was ich kann. Dass ich das so schnell zeigen konnte, macht mich natürlich stolz und glücklich – damit habe ich vielleicht nicht gerechnet. Jetzt heißt es: Weitermachen! Es geht nicht darum, was ich schon erreicht habe, ich will Step für Step immer mehr. Das ist auch mein Ziel für die zweite Saisonhälfte, ich will meine Leistung nicht nur bestätigen, sondern verbessern.

Diese Einstellung steht auch auf Ihrem linken Arm… Huseinbasic: Richtig, dort steht: „Samo Dalje“ Das ist Bosnisch und heißt „immer weiter“. Diese Einstellung haben mir meine Eltern mit auf den Weg gegeben. Gerade, wenn es mal nicht lief. Deswegen sind diese Worte wichtig für mich, deshalb das Tattoo.

Wann lief es mal nicht für Sie? Huseinbasic: In meinem ersten Herren-Halbjahr in Offenbach, da habe ich kaum gespielt. Meine Eltern haben gesagt: „Mach dir keinen Kopf.“ Und als der neue Trainer Sreto Ristic kam, wusste ich: Das ist meine Chance, jetzt muss ich mich zeigen. Ihm habe ich viel zu verdanken, er hat mir enormes Vertrauen geschenkt, gerade in dem jungen Alter.

Sie konnten in Offenbach derart überzeugen, dass sich mit dem 1. FC Köln ein Bundesliga-Klub gemeldet hat. Was war das für ein Gefühl? Huseinbasic: Ich habe erst spät vom Interesse erfahren, da ich mit meinem Berater vereinbart hatte, dass ich nicht abgelenkt werden möchte. Als er mir dann von der Anfrage erzählt hat, habe ich sie sofort als Chance gesehen und mich riesig gefreut, vielleicht bald in der Bundesliga spielen zu dürfen.

War der FC die einzige Bundesliga-Option? Huseinbasic: Ja, aber es gab viele Interessenten aus der 2. Bundesliga. Die Bundesliga war für mich gar nicht so entscheidend, die Gespräche mit den Verantwortlichen haben mir einfach gefallen und ein gutes Gefühl gegeben. Die Kommunikation war direkt extrem offen. Mir wurde gesagt, was passieren kann und was nicht. Dass ich verliehen werde, falls es nicht reicht. Für mich war in der Vorbereitung dadurch klar: Ich muss mich zeigen, ich will mich zeigen – ich will hierbleiben. Dass mir das gelungen ist, macht mich stolz.

Wie hebt man als junger Profi-Fußballer nicht ab? Huseinbasic: Diese Gefahr sehe ich bei mir nicht. Ich vergesse nicht, wo ich herkomme, und weiß, dass ich immer hart arbeiten muss. Das wird so bleiben. Egal, was passiert in meiner Karriere. Mein Leben abseits des Fußballs hat sich in den letzten Monaten nicht verändert.

Denis Huseinbasic: „Schub“ dank FC-Coach Steffen Baumgart

Steffen Baumgart gilt als Bessermacher. Wie hat er Ihnen in den ersten FC-Monaten geholfen? Huseinbasic: Als ich nicht im Kader war, die ersten fünf Spiele, hat er oft das Gespräch mit mir gesucht und gesagt: Bleib geduldig, du machst das gut. Das hat mir einen Schub gegeben. Thomas Kessler ist eine genauso wichtige Figur für mich. Vor dem Oberhausen-Spiel in der U21 hat er mir zum Beispiel extra noch viel Glück gewünscht. Solche Gesten machen einen jungen Spieler stärker. Das Menschliche hier ist einfach top.

Zu Ihren größten Qualitäten zählt das Läuferische. Woher kommt diese Stärke? Huseinbasic: Das sind die Gene und mein Wille, schätze ich. Auch wenn man kaputt ist und nicht mehr kann, müssen die Laufwege gemacht werden – das ist mittlerweile eine wichtige Sache im Fußball. Ich würde behaupten, dass ich mich noch gesteigert habe, seitdem ich hier bin. Am Anfang war ich schneller kaputt.

Und Ihr Torinstinkt? Huseinbasic: Der lässt sich schwer erklären. Manchmal, wie bei meinen Toren in Gladbach und gegen Augsburg, weiß ich einfach, wo der Ball hinkommt. Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Seit dem Tor gegen Augsburg jubeln Sie mit rausgestreckter Zunge. Hat das eine besondere Bedeutung? Huseinbasic: Das war spontan, darüber hatte ich mir vorher keine Gedanken gemacht. Aber ich bin dabei geblieben, weil ich finde, dass der Jubel zu mir und meiner Spielweise passt – er hat etwas Freches.

Körperlich sollen Sie allerdings noch zulegen… Huseinbasic: Ich bin mit unserem Athletiktrainer Tillmann Bockhorst dabei, auch in der freien Zeit, daran zu arbeiten. Rumpfstabilität macht viel aus, da kann ich mich auf jeden Fall verbessern. Ich merke schon Fortschritte. Wenn ich darüber nachdenke, wie ich im Sommer hergekommen bin… (schmunzelt).

Haben Sie eine Lieblingsposition? Im Mittelfeld haben Sie in der kurzen Zeit schon jede Rolle gespielt. Huseinbasic: Mir ist egal, wo ich spiele. Ich bin sehr variabel, offensiv traue ich mir jede Position zu – Hauptsache auf dem Feld.

Diese Flexibilität erinnert an Dejan Ljubicic. Huseinbasic: Ich finde auch, dass wir vergleichbare Spielertypen sind. Dejo ist mit Jan Thielmann auch mein engster Freund im Team. Er hat mir am Anfang, als ich nicht gespielt habe, viele Tipps gegeben und war für mich prägend. Ich würde gerne mit ihm zusammen auf dem Feld stehen, das klappt hoffentlich nach seiner Verletzung.

Der krönende Abschluss der ersten Saisonhälfte war Ihr Debüt für die deutsche U21-Nationalmannschaft. Was hat Ihnen das bedeutet? Huseinbasic: Es war einfach ein tolles Gefühl, für die Nationalmannschaft auf dem Feld zu stehen. Dort hat mir Jan sehr geholfen, mich einzufügen. Deswegen lief es so gut. Dass wir gewinnen, ich von Anfang an spiele und ein Tor mache, ist natürlich eine schöne Geschichte.

Ihr DFB-Trikot haben Sie Steffen Baumgart geschenkt, wie kam es dazu? Huseinbasic: Er hat das erste Trikot einfach verdient. Er war an meiner Nominierung ja auch beteiligt – allein, weil er mir immer den Rücken gestärkt hat, als ich nicht im Kader war. Sätze wie „Deine Zeit kommt“ haben mir geholfen. Das Trikot war ein Dankeschön für die letzten Monate. Ich habe es ihm direkt am ersten Tag der Vorbereitung unterschrieben gegeben und denke, dass er sich gefreut hat.

Kurz vor der DFB-Nominierung sagte Zvjezdan Misimovic, Technischer Direktor der bosnischen Nationalmannschaft, dass Sie zu „100 Prozent“ für Bosnien spielen werden. Gab es einen Austausch mit dem Verband? Huseinbasic: Wir haben gesprochen. Ob ich für Bosnien spiele, wird man sehen.

Also halten Sie sich einen Verbandswechsel offen? Huseinbasic: Bosnien ist das Heimatland meiner Eltern, als Kind war ich jedes Jahr dort. Ich bin zur Hälfe Deutscher, zur Hälfe Bosnier, spreche die Sprache und bin in dieser Kultur aufgewachsen. Das Land hat also eine große Bedeutung für mich. Ein Wechsel ist zum jetzigen Zeitpunkt theoretisch noch möglich. Es geht auch um die sportliche Perspektive, das werde ich in Ruhe entscheiden.