+++ EILMELDUNG +++ Razzia auch in Köln Reiche nach Deutschland geschleust – Bilanz zeigt das ganze Ausmaß

+++ EILMELDUNG +++ Razzia auch in Köln Reiche nach Deutschland geschleust – Bilanz zeigt das ganze Ausmaß

„Hart aber fair“Gäste schießen sich auf Corona-Mahner Lauterbach ein

Neuer Inhalt

Karl Lauterbach diskutierte am Montag bei „Hart aber fair“ über die Lockerungen rund um das Coronavirus. Auch FDP-Politikerin Karoline Preisler kritisierte die Ansichten des SPD-Gesundheitsexperten.

von Béla Csányi (bc)

Köln – Er gilt als eindringlicher Corona-Mahner, warnte in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder vor zu viel Leichtsinn und schnellen Lockerungen in der Pandemie. Doch vielen geht SPD-Politiker Karl Lauterbach (57) mit seinem strikten Corona-Kurs und den regelmäßigen Auftritten in diversen Talkshows offenbar zu weit.

Das bekam Lauterbach am Montagabend bei „Hart aber fair“ in der ARD selbst zu spüren. Derart geschlossene Widerworte vom gesamten Rest einer Talkrunde hatte es in dieser Form bislang nicht gegeben.

„Hart aber fair“: Karl Lauterbachs Corona-Kurs sorgt für Kritik beim Rest der Runde

Andreas Gassen (58), Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, FDP-Politikerin Karoline Preisler (49), der Schauspieler und Kabarettist Dieter Hallervorden (85), Journalistin Susanne Gaschke (53) sowie Geschäftsführer Michael Preetz (53) vom Fußball-Bundesligisten Hertha BSC waren am Montag neben Lauterbach zu Gast bei Frank Plasberg (63). Vor allem das erstgenannte Quartett nahm den Gesundheitsexperten der SPD dabei ins Kreuzfeuer.

Alles zum Thema Corona

Unter dem Motto „Bei uns füllen sich die Stadien, bei anderen die Kliniken – Hat Deutschland Corona-Dusel?“ wurde über zunehmende Lockerungen und deren Folgen diskutiert. Lauterbach ist dabei naturgemäß anderer Meinung als seine Diskussionspartner. Er weist mit Blick auf die zum Teil wieder gefüllten Stadien in der Bundesliga darauf hin, dass er dort die Gefahr einer Tröpfcheninfektion sehe. „Wir kommen ein Stück weit zur Normalität zurück, aber in Wirklichkeit ist es umgekehrt“, warnt Lauterbach mit Blick auf den nahenden Herbst und vermutete steigende Fallzahlen.

Auch wenn Gassen grundsätzlich zustimmt und vor Leichtsinn warnt, fordert er dennoch, den von Lauterbach angemahnten Weg in die Normalität vorsichtig fortzusetzen: „Corona ist nicht weg, vielleicht geht es auch nie weg, aber wir müssen irgendwann schauen, dass das Leben weitergeht.“

Während Lauterbach die Bilder aus den Stadien mit bis zu Zehntausend Fans beunruhigen, wertet Gassen den Bundesliga-Start vor Publikum als „überzeugendes Argument, dass es eben geht.“ Zudem gebe es bei den Intensivbetten derzeit einen derart großen Puffer, um „langsam zu versuchen, was geht“.

Politik und Karl Lauterbach bei „Hart aber fair“ in die Pflicht genommen

Journalistin Gaschke fehlt bei Lauterbach und vielen anderen Politikern derzeit der Eindruck, dass sie sich in der Corona-Pandemie um die Sorgen aller Bürger kümmern – auch derer, die beruflich und privat unter den noch immer konsequenten Einschränkungen leiden.

„Ich würde eigentlich erwarten, dass der Bundestag jeden Tag zu einer Sondersitzung zusammentrifft und sich die aktuelle Lage anguckt“, fordert sie. Derzeit fehle es ihrer Meinung nach an einer Grundlage für den zurückhaltenden Lockerungs-Kurs der Politik: „Sie können nicht Grundrechte auf Vorrat einschränken, und das tun sie gerade.“

Dieter Hallervorden ärgert sich bei „Hart aber fair“ über Panikmache

Weil mit Theaterinhaber Hallervorden auch ein Vertreter der stark gebeutelten Kulturszene anwesend ist, geht es neben Fußballspielen vor Fans auch um die weiterhin eingeschränkten Kulturveranstaltungen. „Ich glaube, dass der Besuch eines Theaters ein viel, viel sichereres Unterfangen ist, als mit einem Schulbus 30 Kilometer weit in eine Schule zu fahren“, wirft Preisler ein, die selbst an Corona erkrankt war und trotz bis heute spürbarer Folgen gegen den derzeitigen strikten Kurs ist.

Als Lauterbach zwar grundsätzlich zustimmt, später aber gegenhält, dass 90 Prozent aller Infektionen in geschlossenen Räumen stattfinden, gibt es Gegenwind von Hallervorden. Er habe die bisherigen Beschränkungen befolgt, weil er sie für richtig hielt, inzwischen wachse aber das Unverständnis. „Ich habe die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, dafür zu sorgen, dass meine beiden Theater am Leben bleiben.“ Lauterbach wirft er „Panikmache“ vor, „damit hilft man den Leuten nicht.“

Viel Gegenwind für Karl Lauterbach bei „Hart aber fair“ – Versöhnliches Schlusswort

Kurz zuvor hatte Lauterbach bereits einen Rüffel von Gassen kassiert, als er tägliche Neuinfektionen von 7500 Fällen in den kommenden Wochen ankündigte. „Herr Lauterbach, das geht so nicht“, ärgerte sich Gassen, der sich nach anfänglicher Zustimmung immer weiter von Lauterbach distanzierte. Ironisch lobte er den Politiker, dass er die Zahlen bereits im Voraus kenne: „Sie sind einer der Wenigen, die das können.“

Gassen schließt hingegen deutlich optimistischer ab. „Ich bin der festen Überzeugen, dass man sich mit der Sicherheit, die unser System bietet, wieder ein Stück weit in die Normalität begeben kann“, erklärt der Mediziner.

Die stillschweigende Zustimmung der Runde und ein anerkennendes Nicken selbst von Lauterbach deuten an, dass trotz der unterschiedlichen Herangehensweisen und energischer Diskussionen im Laufe der Sendung zumindest über das große gemeinsame Ziel weitgehende Einigkeit besteht. (bc)