Eklat bei Spiel in EuskirchenHetzjagd auf Schiedsrichter (26) – „das Schlimmste, was ich je erlebt habe“

Eskalation im Amateurfußball! Bei einem Spiel in Euskirchen (NRW) geriet ein Schiedsrichter ins Visier von Spielern und Zuschauern.

von Thomas Werner (tw)

Beim Fußball kochen die Emotionen schon mal hoch, vor allem im Amateurbereich. Aber das, was am Dienstagabend (18. Mai) in Euskirchen (NRW) passiert ist, ist mit nichts zu entschuldigen.

Hetzjagd auf den Schiedsrichter, Polizei-Einsatz, Strafanzeigen! So liest sich das Kurzprotokoll eines denkwürdigen Fußball-Abends, der nur Verlierer hervorgebracht hat.

Hetzjagd auf Schiedsrichter: Fußballspiel in Euskirchen muss abgebrochen werden

Was war passiert? In der dritten Runde des Kreispokals standen sich auf dem Kunstrasen am Erftstadion in Euskirchen Kreis-Platzhirsch TuS Zülpich (Bezirksliga) und Türk Gencligi Euskirchen (Kreisliga B) gegenüber. Bis zur 80. Minute ein Pokalfight, bei dem der krasse Außenseiter dem Favoriten ein 0:0 abringen konnte.

Fußballspieler attackieren Schiedsrichter bei einem Kreispokalspiel.

Wilde Szenen in Euskirchen: Der Schiedsrichter (in blau im Hintergrund) wird angegriffen, viele Spieler und Zuschauende beschützen ihn aber auch.

Dann nahm das Drama seinen Lauf: Ein vermeintliches Tor des Außenseiters in der 85. Minute wurde wegen Handspiels aberkannt. Als der Schiedsrichter (26, Name der Redaktion bekannt) das Spiel wieder anpfiff und kurz darauf die Nachspielzeit anzeigte, ging Zülpich selbst in Führung.

Torwart (36) und Zuschauer verlieren die Nerven: Tumulte führen zu Strafanzeigen

Zu viel für Euskirchens Torwart (36), bis dato mit zahlreichen Paraden der überragende Mann des Abends. Wegen einer Beleidigung des Schiedsrichters flog er mit der Roten Karte vom Platz. Als sich daraufhin Tumulte bildeten – unter anderem hatte ein Zuschauer den Platz gestürmt –, wollte der Schiedsrichter das Spiel abbrechen, wurde aber im gleichen Moment schon attackiert.

Polizeikräfte stehen mit Spielern und Trainern auf einem Fußballplatz.

Kurz nach dem Eklat: Die Polizei ist mit zahlreichen Kräften vor Ort am Erftstadion in Euskirchen.

Videos, die EXPRESS.de vorliegen, zeigen, wie der Schiedsrichter vom Platz flüchten will, aber in der Nähe des Ausgangs von zahlreichen Personen gestellt, geschlagen und getreten wird. Kurz darauf greifen Zülpicher Spieler und Zuschauer ein, auch Spieler von Türk Gencligi versuchen zu schlichten.

Fußball-Eklat in Euskirchen: „Das Schlimmste, was ich auf einem Fußballplatz erlebt habe”

„Das war das Schlimmste, was ich jemals auf einem Fußballplatz erlebt habe“, sagt ein anonymer Zeuge gegenüber EXPRESS.de.

Polizei-Autos stehen an einem Fußballstadion.

Wegen gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung schrieb die Polizei zwei Strafanzeigen.

Ein Zuschauer wirft im Tumult eine Plastikflasche auf den Schiedsrichter, trifft und verletzt ihn unter dem Auge. Etwa gegen 21.25 Uhr rufen Zeugen die Polizei, die mit sechs Streifenwagen vor Ort ist und die Lage beruhigt.

Wie ein Sprecher der Polizei Euskirchen gegenüber EXPRESS.de bestätigt, wurden zwei Strafanzeigen geschrieben, wegen gefährlicher Körperverletzung (Flaschenwurf) und Beleidigung. Unter anderem soll dem Schiedsrichter laut EXPRESS.de-Informationen Rassismus unterstellt worden sein – das türkische Team solle nicht gewinnen.

Wie geht es nun weiter? Der Schiedsrichter selbst möchte sich zum Fall nicht äußern, wohl aber der Fußballkreis Euskirchen. Die Vorsitzende Doris Mager: „Der Fußballkreis und der Fußballverband Mittelrhein verurteilen jegliche Form von Gewalt. Das, was da in Euskirchen passiert ist, hat mit Fußball nichts zu tun.“

Schiedsrichter wird nun von einem Psychologen unterstützt

Wie üblich in solchen Fällen sei ein Sportgerichtsverfahren gestartet worden. Neben den Strafanzeigen könnten also auch den Verein Türk Gencligi Konsequenzen erwarten.

Bereits Ende 2021 habe es Fälle gegeben, bei denen andere Vereine den Fußballkreis einschalteten, jedoch in wesentlich geringerem Ausmaß als diesmal. Der Schiedsrichter von Mittwoch und seine Assistenten werden nun von einem Psychologen des Kreises unterstützt.