Sven PistorKult-Moderator setzt beim 1. FC Köln auf den neuen Trainer

WDR-Moderator Sven Pistor an einem Fußballtor

WDR-Moderator Sven Pistor lädt zu seinem Podcast die Größen des Fußballs vors Mikro.

Sven Pistor und die Bundesliga: Der WDR-Moderator hält bei „Liga Live“ die Fußballfans auf dem Laufenden. Im EXPRESS-Interview spricht er übers Radio, seine Jugend, den DFB - und natürlich den 1. FC Köln.

von Horst Stellmacher (sm)

Köln. Er ist die unüberhörbare Stimme des Fußballs – und das seit genau 20 Jahren. Sven Pistor (49) ist samstagnachmittags der Mann, der bei „Liga Live“ (WDR 2) die Menschen im Westen über die Bundesliga auf dem Laufenden hält – und gern mit seinen Zuhörern zockt. Wir haben ihn auch über Fußball befragt, aber natürlich nicht nur.

EXPRESS: Pistor ist ein seltener Name. Mal nachgeforscht, was er bedeutet?

Sven Pistor: Ja, habe ich. Im Mittelalter haben viele Menschen ihre Namen latinisiert. So wurde aus Pickel ein Celtis, aus Kaufmann ein Mercator. Meine Vorfahren hießen Bäcker, daraus wurde Pistor.

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Eine gute Lösung?

Inzwischen finde ich es gut. Als Schulkind fand ich Pistor nicht immer toll, vor allem beim Fußball, wo ich meist Torwart war. Wenn ich einen Ball nicht hielt, war es ein „Piss-Tor“.

Gern Fußball gespielt?

Ich habe davon geträumt, Fußball-Star zu werden. Die Lust war da, leider fehlte das Talent. Ich habe gespielt, als hätte ich noch die Schuhspanner in den Schuhen. Kein Antritt, kein Schuss. Es fällt mir heute noch schwer, einen Ball kontrolliert zehn Mal hochzuhalten.

In was waren Sie als Kind gut?

In Spaß haben und eine schöne Kindheit leben. Ich war kein guter Schüler, hatte aber Kumpels, mein Fahrrad, den Kölner Süden. Rückblickend sehe ich eine sehr ausgefüllte Kindheit, so was gibt’s wohl nicht mehr.

WDR-Moderator Sven Pistor winkt am Rhein in die Kamera

WDR-Moderator Sven Pistor gut gelaunt am Rhein in Niehl

Wer war Ihr Kindheits-Held?

Toni Schumacher. Mein erster „Kicker“ war der nach dem 1982er-Halbfinale Deutschland gegen Frankreich, als er Battiston mit der Hüfte ins Krankenhaus befördert hat.

Das waren Schlagzeilen…

Damals war ich zehn und wusste nicht, wo das Problem war: „Wieso? Wir haben doch gewonnen!“ Heute weiß ich natürlich, dass die Geschichte komplexer war. Und doch ist Toni mein Fußballgott geblieben. Als ich ihn jetzt für meinen Podcast traf, hat er mir Torwart-Handschuhe vermacht – die sind mir heilig.

Ihr Leben ist Fußball geblieben – im Radio. War das Plan B?

Nein. Ich wäre gern Musiker geworden. Ich habe gern gesungen, bin sogar mit schwedischen Weihnachtsliedern bei Ikea aufgetreten. Später hatte ich mehrere Bands, einige Auftritte im legendären Kölner „Underground“. Mein Vorbild war Robert Smith von The Cure. Irgendwann ging mir das Talent aus, was ich früh genug selbst gemerkt habe.

Und wie kam Radio ins Spiel?

Durch unseren Gitarristen Dirk Müller, der zum Deutschlandfunk ging. Damit wurde Radio zu einer Größe für mich, mir wurde klar, dass das zu einem Beruf werden könnte. Ich hab’ auf Lehramt studiert, beim WDR gearbeitet. Vorm Examen kam das Angebot, die Bundesliga-Samstagssendung zu moderieren. Habe ich angenommen! Ich schiebe das Examen seit 25 Jahren vor mir her!

Nachteil beim Radio ist, dass man da selten erkannt wird...

Ich finde das wunderbar. Ich liebe Radio – und die Konsequenz aus der Liebe ist „Liga live“. Ich glaube, die Leute schalten ein und merken, dass da einer ist, der Spaß an dem hat, was er macht. Und ich bin glücklich: WDR 2, 15.30 Uhr, Bundesliga-Konferenz – das habe ich als Kind in der Badewanne gehört, und jetzt darf ich es moderieren. Wahnsinn!

Seit 25 Jahren dabei, was ist geblieben, was anders?

Die Leute schalten noch immer das Lebensgefühl „Liga Live“ ein. Heißt: Garten machen, Auto waschen, im Liegestuhl liegen, Bundesliga hören. Natürlich hat sich der Sport verändert. Der Profifußball entfernt sich mehr und mehr von dem, was der Großteil der Fans will. Da ist ein Geist aus der Flasche gestiegen, der nicht mehr einzufangen ist.

Wie sehen Sie die Entwicklung beim DFB?

Untragbar, was da im Präsidium passiert. Diese Art, miteinander umzugehen, bei einem Verband, der sieben Millionen Mitglieder hat, ist fürchterlich. Da spielen Eitelkeiten häufig eine größere Rolle als das Amt.

Gibt es für Sie ein Leben außerhalb des Fußballs?

Ja, ein reichhaltiges und schönes. Ich spiele gern Golf – habe mir aber den rechten Arm gebrochen, als ich mit meinen Jungs Football gespielt habe. Und als Halbschwede angle ich sehr gern...

Horst Stellmacher im Gespräch mit Jan Pistor

Horst Stellmacher im Gespräch mit Jan Pistor

Ihr WhatsApp-Foto zeigt Sie mit einem Hecht…

... er ist aus dem Plauer See und wog leider nur neun Kilo. In Schweden gilt man erst nach einem Zehn-Kilo-Hecht als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft. Das ist noch eines der Ziele meines Lebens – endlich der Zehn-Kilo-Hecht.

Fußball läuft sich wieder warm, die 2. Liga spielt schon. Wo landen die Rheinland-Mannschaften?

Puuuh! Schwere Frage. Ich denke, der FC wird die Klasse halten, ich halte viel vom neuen Trainer. Bei Gladbach schätze ich die mega-tolle sportliche Leitung. Daran – und an der Konstanz im Präsidium – könnte sich Köln ein Beispiel nehmen. Und ich denke, dass Leverkusen mit seinem neuen Trainer wieder um internationale Plätze spielt.

Steigt Fortuna Düsseldorf auf?

Da bin ich mir nicht sicher. Es ist diesmal eine sehr starke Liga. Düsseldorf ist seltsam: Sie sind in Jahren aufgestiegen, als man es nicht erwartete, und als man glaubte, sie bleiben drin, ging es schief.

Können Sie sich mal wieder einen Deutschen Meister aus dem Westen vorstellen?

Ich denke schon, dass es eines Tages wieder Dortmund wird – aber ob ich das noch erlebe, weiß ich nicht.