Frauen fühlen sich nicht sicherStadt Köln reagiert auf krasses Umfrage-Ergebnis

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Auch beim Warten auf die Bahn und Züge fühlen sich Frauen in Köln oft nicht sicher. Auf dem Symbolfoto von 2015 wartet eine Frau am Kölner Hauptbahnhof auf den Zug. 

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Ein Mädchen schaut irritiert auf die lautstarke Männergruppe in der U-Bahnstation am Friesenplatz. Sie wartet ungeduldig an der Anzeigetafel auf ihre Bahn. Es ist später Abend. Man sieht ihr an, dass sie sich unwohl fühlt.

Auf die Frage, ob sie sich sicher fühlt, antwortet sie vielsagend: „Nicht wirklich, die große Männergruppe pöbelt herum und ich muss hier warten – kann nicht weg. Kein schönes Gefühl“, so die 22-Jährige. Sie ist mit ihrem schlechten Gefühl nicht alleine.

Eine aktuelle Umfrage für Hamburg, Berlin und Köln zeigt: Viele Frauen fühlen sich in ihrer Stadt nicht sicher.

Köln-Umfrage: Teilweise schreckliche Aussagen

Venloerstraße: „Häufig sexuelle Übergriffe.“ Hohenzollernring: „Männergruppen, die Frauen belästigen, vor allem am Wochenende.“

Das sind nur zwei von vielen erschreckende Aussagen, die vor allem junge Frauen in der aktuellen Umfrage: „Safe in the city?“ vom Kinderhilfswerk Plan als Gründe für ihr Gefühl angeben.

Auf einer interaktiven Städtekarte konnten 1.000 Teilnehmer Orte markieren, an denen sie sich nicht sicher fühlen. 

Auch vier Prozent Männer haben an der Umfrage teilgenommen. Anonym.

Umfrage in Köln: „Mehr Vorfälle auf der rechten Rheinseite“

„In Köln ist die gefühlte Unsicherheit sehr hoch. Und auf der rechten Rheinseite sind mehr Vorfälle eingetragen als auf der linken“, erklärt Plan-Sprecherin Claudia Ulferts gegenüber EXPRESS zum Hintergrund.

In Köln werden außerdem immer wieder schlecht beleuchte Straßen und zu viele „suspekte Personen“ an bestimmten Orten genannt.

Köln-Umfrage: Frauen benennen konkrete Übergriffe

Von Januar bis März 2020 konnten die Teilnehmer ihre Erfahrungen in der Köln-Städtekarte eintragen und benennen dabei auch „neue Problem-Orte.“ Hier einige Auszüge:

  • Venloer Straße: „Häufig sexuelle Übergriffe“
  • Ebertplatz: „Sexuelle Belästigung und Übergriffe“
  • Innerer Grüngürtel: „Keine Beleuchtung“
  • Hohenzollernring: „Männergruppen, die Frauen belästigen, vor allem am Wochenende“
  • Haltestelle Friesenplatz: „Belästigungen durch Obdachlose und betrunkene Männer“ 
  • Christophstraße/Mediapark: „Riesige Tiefgarage, sehr unübersichtlich. Viele Drogenabhängige, die offen konsumieren. Hier braucht es Sicherheitspersonal und Kameras.“
  • Bereich Hansaring: „Zwielichtige Klientel. Abends viele Männergruppen, die sexistische Kommentare abgeben. Kein Sicherheitspersonal“

Reaktionen: Stadt Köln weist auf verbesserte Situation am Ebertplatz hin

Die Stadt Köln reagiert nun auf angesprochenen Probleme und weist auf Angebote für Frauen hin.

„Im öffentlichen Raum macht sich die Stadtverwaltung für eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität stark, auch um eine verbesserte soziale Kontrolle zu ermöglichen“, so eine Stadtsprecherin auf EXPRESS-Anfrage.

„Ein Beispiel ist der Ebertplatz, bei dem mit viel Aufwand durch ein umfangreiches Zwischennutzungsprogramm die Situation eine deutliche Verbesserung erfahren hat. Für Platzgestaltungen wie z.B. aktuell beim Salzmagazin am Eigelstein oder der Trierer Straße südlich des Barbarossaplatzes in der Innenstadt, aber unter anderem auch in Chorweiler mit Förderung des Bundes konnten durch umfangreiche Beteiligungen vor Ort oder durch Flyer die Wünsche von Anwohnerinnen und Anwohner in Erfahrung gebracht werden“, so die Stadtsprecherin weiter.

Bessere Beleuchtung: Stadt Köln im Austausch mit Rheinenergie

„Das Thema Beleuchtung steht im Fokus  – auch bei der Rheinenergie. Nicht nur sind viele Unterführungen unter Eisenbahnbrücken nun auch beleuchtet, sondern auch bei den Platzgestaltungen wird hierauf ein Augenmerk gelegt“, erklärt die Stadt-Sprecherin und verweist dabei auf das Projekt: „Edelgard.“

Stadt Köln verweist auf Initiative gegen sexuelle Gewalt

Bereits seit 2016 habe die Initiative auf die Alltäglichkeit sexueller Übergriffe gegen Mädchen und Frauen im öffentlichen Raum aufmerksam gemacht.

„Fest steht, dass noch viel in Köln zu tun ist, um die tatsächliche Situation für Frauen, auch nach der Kölner Silvesternacht 2015 weiter zu verbessern“, erklären die Initiatoren im Hinblick auf die Umfrage-Ergebnisse.