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Interview

Ihren größten Hit kennt jeder90er-Star schreibt 800 Songs – auch für Bernd Stelter & Mireille Mathieu

Pe Werner 1993

Pe damals: In den 90er Jahren feierte sie mit „Kribbeln im Bauch“ ihren größten Hit, mit Mütze und Kurzhaarfrisur.

Sängerin und Songschreiberin Pe Werner (*1960) hat mit uns über ihr neues Album, ihren größten Hit „Kribbeln im Bauch“, Neid auf andere Künstler und ihr Singleleben in Köln gesprochen.

von Horst Stellmacher (sm)

Ein Lied bestimmte ihr Schicksal: Pe Werner schrieb und sang 1991 vom „Kribbeln im Bauch“, festigte damit das Fundament ihrer Karriere als eine der erfolg- und abwechslungsreichsten deutschen Singer/Songwriterinnen.

Doch die Kölnerin schreibt nicht nur für sich – sondern auch für viele andere. Eine Auswahl hat sie jetzt für ihr neues Album „Vitamin Pe“ eingesungen, das zu ihrem 35. Plattenjubiläum erschienen ist – mit wunderbaren Songs von Bernd Stelter bis zu Mary Roos.

Pe Werner: Vor 35 Jahren kam ihre erste Platte raus

Vor 35 Jahren die erste Platte – wie war es, als Sie sie in der Hand hielten?

Alles zum Thema Bernd Stelter

Pe Werner: Sehr aufregend. Sie kam damals nicht nur noch auf Vinyl und als CD, sondern auch als Musikkassette raus. Das war noch die Zeit, in der sich Verliebte gegenseitig Kassetten mit Liebesliedern bespielten. Heute nicht mehr vorstellbar.

Bereits zwei Jahre später erschien Ihr Superhit „Kribbeln im Bauch“. Ärgert es Sie manchmal, dass dieser Song alles, was danach kam, in den Schatten stellte?

Pe Werner: Da ist kein Ärger. Ich empfinde es als großes Glück und als Geschenk, einen Hit geschrieben zu haben. Es ist ja zum Glück kein doofes Stück. Ich singe es nach wie vor gerne, habe auch nie versucht es zu übertrumpfen – ich wollte es in meinem Leben und in der Musik immer bunt und suchte das Neue.

Gerade ist Ihr Album „Vitamin Pe“ erschienen, mit Songs, die Sie für andere geschrieben haben, etwa für Mary Roos, Katja Ebstein, Marshall und Alexander oder Barbara Schöneberger. Neidisch, wenn andere mit Ihren Liedern erfolgreich sind?

Pe Werner: Im Gegenteil. Ich schreibe sie ihnen ja auf den Leib und finde es super, wenn sie zum Hit werden. Erste ausgekoppelte Single ist „Liebe geht bekanntlich durch den Magen“, mit der Bernd Stelter erfolgreich war.

Ein fröhlicher Karnevalist und eine ernsthafte Singer/Songwriterin wie passt das?

Pe Werner: Das geht sehr gut. Es ist nicht mein einziges Bernd-Stelter-Werk, ich habe oft Songs für seine Programme geschrieben. Auch sein „Lie, Lie, Liebelein - lass mich heut Abend dein Travolta sein“ ist von mir. Ich habe mal im Karneval in der Lanxess-Arena hinter der Bühne gestanden und erlebt, wie 15.000 Leute den Song mitgesungen und dazu getanzt haben. Es war unglaublich erhebend, hat mich sehr berührt.

Pe Werner

Fotos zur Verfügung gestellt von Presseagentur

Pe Werner ist glücklich als Single. Ihre Ehe endete ohne Rosenkrieg, ohne große Schlagzeilen. Sie genießt ihr „Künstlerleben“ in der Großstadt, aufs Land möchte sie nicht zurück.

Hat es Sie da nicht gejuckt, auch auf die Bühne zu kommen und wenigstens den Refrain mitzusingen?

Pe Werner: Nein, gar nicht. Ich spiele lieber in Theatern und Clubs, in denen die Leute in Spucknähe sitzen. Ich finde, dass sich meine Musik da eher vermittelt. Das ist doch viel schöner als in einer Arena, in der ich für die meisten nur auf Video-Wänden zu sehen bin. Das liegt sicher auch daran, dass ich vom Kabarett komme, gern satirische Texte zwischen meine Songs streue, das ist meiner Meinung nach nichts für große Hallen.

Bieten Sie Ihre Songs an, oder kommen die Künstler zu Ihnen?

Pe Werner: Die meisten kommen zu mir. Manchmal ist es auch Zufall. Ich bin mit Mary Roos befreundet, sie klagte mir mal am Telefon, dass sie in all den Interviews immer nach neuen Männern und ihrem Liebesleben gefragt würde. Aus dem Geplauder entstand die Idee zu ihrem späteren Hit „Unbemannt“. Mit am schwierigsten war übrigens die Arbeit für Mireille Mathieu, die ja kaum Deutsch spricht, und da gibt es Wörter, die sie nicht aussprechen kann. Aber wir haben es hinbekommen.

Lehnen Sie auch Wünsche von anderen Künstlern ab?

Pe Werner: Das kommt vor – vor allem, wenn es um Schlager geht. Für die einfachen Texte, die da nötig sind, habe ich kein Talent. Ich möchte immer etwas Raffinesse im Text unterbringen, das ist selten was für Schlager.

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Erkennst du diese Kölner Musikerinnen und Musiker wieder?

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Sie sind bekannt dafür, dass Ihre Lieder meist großen Tiefgang haben. Kann man an Ihnen die Hochs und Tiefs Ihres Lebens erkennen?

Pe Werner: Ja, Dichtung und Wahrheit liegen bei mir dicht beieinander. So was wie „Kribbeln im Bauch“ schreibt man nicht, wenn man rundum glücklich ist und in einer Beziehung nichts vermisst. In dem Song geht es ja darum, dass sich der Gewohnheitsstiefel in die Beziehung eingeschlichen hat und es dadurch eben nicht mehr im Bauch kribbelt. Ich habe beschrieben, wie es sich für mich damals angefühlt hat.

Bei rund 800 Liedern – was ist der Song Ihres Lebens?

Pe Werner: Ich denke, „Segler aus Papier“, ein Lied, in dem es um die kleinen Dinge im Leben geht, die uns glücklich machen: Ein vierblättriges Kleeblatt finden, Sonnenuntergang am Meer erleben, den Geschmack von frisch gebackenem Brot genießen – es gibt so vieles, was uns glücklich machen kann und nichts mit Wohlstand oder Geld zu tun hat.

Waren Sie mal oder sind Sie verheiratet?

Pe Werner: Ich war es, bin es nicht mehr. Ich habe sehr jung geheiratet und mich nach 20 Jahren scheiden lassen. Das ist auch schon über 20 Jahre her. Wir haben uns damals in Liebe getrennt und keinen Rosenkrieg angezettelt – das war das Beste, was uns beiden passieren konnte. Jetzt bin ich Single und das bin ich gern.

Pe Werner: Den Tod ihres Vaters verarbeitete sie mit Musik 

Es gibt auch Songs, die sich mit dem Tod Ihres Vaters auseinandersetzen, der sich 1987  das Leben nahm…

Pe Werner: Ja, ich habe Lieder geschrieben, wie „Vaterseelenallein“ oder „Vater Morgana“, das davon handelt, dass ich keine Friedhofsgängerin bin. Diese Lieder sind sehr persönlich, aber ich bin dennoch keine Tagebuch-Autorin. Nicht alles, was ich erlebt habe, wird in einen Song verpackt.

In Heidelberg geboren, im Odenwald aufgewachsen, dann viel gereist. Und dabei leben Sie schon 35 Jahre in Köln wie eine typische Kölnerin wirken Sie aber nicht ...

Pe Werner: Stimmt. Obwohl ich schon so lange hier bin, werde ich von den Kölnern sofort als Imi entlarvt. Und eigentlich bin ich ein Landei. Meine Eltern kommen aus Dresden, sind 1957 in den Westen gegangen und über Mannheim und Speyer im Odenwald gelandet. Ich habe noch bis zum dritten Lebensjahr gesächselt, was das Zeug hielt, später kam das Hessische. Und dann kam Köln. Und weil der Kölner, ganz wie der Hesse, das „ch“ nicht sprechen kann, hat sich das gut gefügt.

Ihre Familie lebt immer noch auf dem Land. Schon mal dran gedacht, aus der Großstadt wieder dahin zurückzugehen?

Pe Werner: Bitte nicht! Das war mir schon früher zu eng. Jeder im Dorf schaute, wann die Rollläden hochgezogen wurden oder welches Auto gerade vor der Tür stand. In Köln ist das anders, für die Kölner ist ein Künstlerleben nichts Besonderes. In der Stadt gibt es so viele Promis, da ist es kein Aufreger, wenn man in einer TV-Sendung war. Ich genieße hier den größeren Freiraum. Außerdem empfinde ich Köln nicht als Großstadt, eher als eine große Stadt, in der freundliche Menschen leben und in der eine gute Atmosphäre herrscht.

Schreibt man anders, wenn man vom Land in die Großstadt wechselt?

Pe Werner: Ja, denn zum Schreiben gehört auch das Sehen, das Erleben, das Wahrnehmen und Hören und das ist in der Stadt anders. Es gibt Dinge in einer Stadt, die ich im behüteten Odenwald überhaupt nicht kannte.

Pe Werner: Songwriterin aus Leidenschaft, Kölnerin aus Überzeugung

Pe Malou Werner (geboren am 13. Oktober 1960 in Heidelberg) absolvierte während ihrer Schulzeit schon zahlreiche Kabarett-, Schauspiel- und Konzertauftritte. Nach dem Abi begann sie ein Grafikstudium in Wiesbaden, machte dann eine Ausbildung zur Friseurin (als Voraussetzung für den Beruf der Maskenbildnerin). Es folgte ein Volontariat am Heidelberger Theater. Sie war immer nebenbei als Musikerin und Kabarettistin unterwegs. 1988 dann ein Plattenvertrag für vier Alben, ihr Debütalbum hieß „Weibsbilder“.

1991 folgte das Album „Kribbeln im Bauch“ (Goldene Schallplatte). 2008 war sie Songwriterin für „Hinterm Ozean“ für Carolin Fortenbacher, die damit den 2. Platz beim Deutsch Vorentscheid zum Eurovision Song Contest (hinter den No Angels) machte. 2009 gab es den German Jazz-Award für „Mondrausch“. 2021 schreibt sie die Biografie von Mary Roos („Aufrecht gehn – mein liederliches Leben“). Sie gastiert am 13. Dezember in Düsseldorf, Anfang 2025 in Köln. Pe Werner ist Single und lebt in Köln.